Hofgeschichte

Emil-Wolff-Str. (Die Gasse genannt) vorne rechts Tochter Lore

Karl Noelling

Die 1. Generation auf dem späteren Hof Rohrbach:
Die Land- und Forstwirtschaft bestimmte schon seit Generationen das Leben der Familie Noelling. Auguste und Karl Noelling bewirtschafteten ihren Hof, bis zur Aussiedlung 1960,  in der Emil-Wolff-Straße 25. Sie hatten ein paar Milchkühe, Schweine und Hühner. Zusätzlich rückte und fuhr der Karl Noelling Holz, auf den Fotos ist Karl N. mit seinem Ochsengespann zu sehen. Ihm waren damals schon ein ordentliches Skelett (saubere Beinstellung) und Langlebigkeit besonders wichtig. Uns hat er schon früh beigebracht, dass man in der Tierzucht u. a. auch auf diese Merkmale achten sollte. Immerhin mussten die Ochsen und Kühe nicht nur Holz fahren, sie mussten auch pflügen und waren bei fast allen Arbeiten auf dem Feld unentbehrlich.

Karl mit seinem Ochsengespann

Hier im Januar 1950

Die 1. und 2. Generation arbeitet zusammen: Auguste & Karl Noelling und Lore Johanna & Karl-Ludwig Winter. Im Zuge der Flurbereinigung 1960 haben Auguste und Karl Noelling, zusammen mit ihrer Tochter Lore Johanna Winter, geb. Noelling, ihrem Schwiegersohn Karl-Ludwig Winter (die 1958 geheiratet haben) und dem ersten Enkel Karl-Heinrich ausgesiedelt. Für Oma Guste war es wichtig, am Stadtrand von Berleburg zu wohnen, weil sie als Kind einen sehr weiten Schulweg hatte. Dadurch suchten sie sich den Platz im Rohrbach aus, im Frühjahr 1960 wurde mit dem „Bauen“ begonnen und das Weihnachtsfest 1960 wurde bereits im neuen Haus „Hof Rohrbach“ gefeiert. Alles was selbst gemacht werden konnte, wurde selbst gemacht, u. a. sehr viele Holz- und Schmiedearbeiten. Es sind heute noch einige Türen und Halterungen in der Scheune vorhanden, die von unserem Opa Karl und von unserem Vater Karl-Ludwig, selbst gebaut wurden.

Hier säen die Männer Hafer, im heutigen Millionenhügel

Einige Wiesen bzw. Ackerland der Nachbarn zur Stadt hin, konnten wir anfangs pachten. So Mitte der 80er Jahre wurde das alles Baugebiet und nach und nach bebaut, heute ist es als Neubaugebiet oder Millionenhügel bekannt.

So einige Menschen glauben bis heute noch, dass diese Wiesen unser Eigentum gewesen wären und wir die Bauplätze verkauft hätten. Gerne hätten wir diese Bauplätze verkauft und dafür andere Nutzflächen gekauft, aber leider haben wir hier nur Pachtflächen verloren, denn diese Flächen haben uns nie gehört.

Erst mit Ochsen, Karl (re)und Karl-Ludwig (li)

Später mit Pferden, am Getreide ernten Karl-L.

In den nächsten 30 Jahren gingen die Männer fast jeden Tag in den Wald, sie rückten Holz und fuhren es anschließend zum Bahnhof. Die Männer waren im Wald und Zu Hause ein gutes Team! Da es nach und nach kaum noch Ochsen zum fahren gab, wurden sie später durch 2 Kaltblüter ersetzt. Zusätzlich zum Holzgeschäft hatten wir einige Milchkühe und Ackerland mit Getreide und Kartoffeln.

Die Sommergäste kommen

Die Sommergäste sind da. Die 2. v. li. ist Lore, die 2. v. re. Oma Guste

Die Frauen kümmerten sich um Haus, Garten und die Kinder. Im Sommer nahmen sie schon mal einige Sommergäste auf, die Sommergäste kamen meist aus dem Ruhrgebiet, ihnen gefiel es auf dem Land sehr gut. Sie halfen auch gerne mal mit, sie waren froh wenn sie in der Familie integriert wurden.  Unsere Mutter Lore liebte ihren Garten, da sie einen grünen Daumen hatte, bekamen wir in der Zeit sehr viel aus dem eigenen Garten auf den Tisch. Die Oma Guste war gerne in der Küche um ihre Lieben zu bekochen und Kuchen zu backen.  Die Beiden waren auch ein gutes Team!

Lore u. Karl-Ludwig 1955

Der Hof in den 80er Jahren, vorne li. der gr. Garten

Lore und Karl-Ludwig

In diesen besagten 30 Jahren bekamen unsere Eltern Lore und Karl-Ludwig Winter den Hof überschrieben und es kamen noch 3 Enkelkinder dazu, der Hans-Martin, die Christa und der Dietmar. Der Karl-Heinrich und der Hans-Martin haben auch schon früh im Wald mitgeholfen und sich selbstständig gemacht. Das war eine gute Zeit, es war immer sehr schön wenn die Männer aus dem Wald kamen und alle zusammen am Tisch saßen und jeder von seinem Tag erzählen konnte. 1966 kam der erste Traktor, ein Hanomag 32PS, auf den Hof, er ist heute noch auf dem Hof, aber nicht mehr im Einsatz. So konnte der eine mit dem Traktor arbeiten und der andere mit den Pferden.

Guste u. Karl 1958

1991 verstarb unsere Oma Guste und 1992 verstarb unser Opa Karl, das war für uns ein großer Verlust und eine große Veränderung. Bis heute reden wir noch viel von den Beiden, Sie haben ihren Enkelkindern vieles gelehrt und waren in so manchen Sachen ein Vorbild.

Der Beginn der Limousinzucht war 1993:
Im März 1993 überlegten wir Oma Lore, Opa Karl-Ludwig und Dietmar so langsam auf Mutterkühe umzustellen. So kauften wir drei Mutterkühe mit Kälbern, der Rasse Limousin, die Rasse hat uns von Anfang an gefallen, dazu sind sie für gute Fleischqualität bekannt. Bei der Mutterkuhhaltung gefällt uns u.a. auch die naturbelassene Haltung der Tiere, die Beibehaltung des ursprünglichen sozialen Herdenverbundes, bestehend aus Mutterkühen, Kälbern und Deckbullen und natürlich, dass das melken von den Kälbern übernommen wird.

Die 3. Generation auf Hof Rohrbach:
1996 haben wir mit dem melken aufgehört, die Mutterkuhhaltung vereinbarte sich besser mit meinem Job. Im gleichen Jahr übernahm ich (Dietmar Winter) als Pächter und im Jahr 2000 als Besitzer den Hof. Seitdem sind nun schon mehr als zwanzig Jahre vergangen, in denen wir unsere Zucht und den Familienbetrieb kontinuierlich und erfolgreich ausgebaut haben.

Hof Rohrbach 1986

Hof Rohrbach 2017

Dazu gehören auch einige bauliche Veränderungen auf dem Hof, die Stallungen wurden umgebaut, angebaut und neugebaut. Dank der Hilfe meiner Familie und guten Freunden, konnten wir sehr viel selbst machen und so nach und nach, den Hof erweitern und verbessern. Heute können wir weit mehr als vierzig Zuchtkühe mit Nachzucht beherbergen.

Am 14.07.2002 fand bei uns der Tag des offenen Hofes statt. Meine Mutter war schon einige Zeit davor krank, trotzdem hatte sie Spaß, wenn sie bei den Vorbereitungen zusehen konnte, sie hat auch noch einige Ideen mit eingebracht. Leider konnte sie den Tag selbst nicht mehr miterleben, sie ist ein Tag vorher, am 13.07.2002 verstorben. Ihr Wunsch war es, dass der Tag des offenen Hofes trotzdem stattfindet. Sie ist viel zu früh gestorben, sie hätte uns noch viel erzählen und mit ihrem Humor für Heiterkeit sorgen können. Die Heirat mit meiner heutigen Ex-Frau in 2001 hat sie noch miterlebt und sie wusste, kurz bevor sie starb, dass meine Ex mit unserem 1. Kind schwanger war.  Im Februar 2003 wurde Louis und in 2005 Johanna Sofie geboren. Das Glück schien perfekt.

Die Limousinzucht steht für uns im Vordergrund. Das Zuchtziel war und ist weiterhin ein absolut ruhiger Charakter, ein leicht abfallendes Becken, mit sehr guter Breite, dazu eine sehr gute Ausbildung der wertvollen Muskelpartien und ein gutes Skelett. Für leichte Geburten und Langlebigkeit sehr wichtig.
Wir haben früh begonnen an Tierschauen teilzunehmen und das auch erfolgreich. Dank des guten Charakters, sind die meisten unserer Tiere führig, gerne können Sie sich auf Tierschauen oder auch bei uns zu Hause davon überzeugen.

Aus Überzeugung haben wir uns dann am 01.07.2005 zur Ökologischen Fleischrinderhaltung entschieden.
Das Ziel war und ist u.a., eine umweltverträgliche und heimische Produktion eines gesunden, ausgereiften Rindfleisches höchster Güte, für qualitätsbewusste Verbraucher.
In dem Jahr hörten wir mit dem Ackerbau auf und unser Mähdrescher verlor seine Arbeitsstelle.

In 2008 wurde die Stadt Bad Berleburg 750 Jahre alt.
Zum Stadtjubiläum haben wir den Sonntag 31.08.08, zu einem Hoftag eingeladen, dank sehr vieler Helfer, dem tollen Wetter und den zahlreichen Besuchern bleibt dieser Tag für uns unvergessen.

Privat änderte sich im Herbst 2010 so einiges, meine teure Ex-Frau teilte mir auf einmal ihre Auszugspläne mit. Diese Auszugspläne zogen sich fast ein Jahr, mit einigem hin und her, hin. So ein hin und her ist für alle Beteiligten keine gute Zeit gewesen, vor allem für die Kinder nicht. Das Ende war da, die Kinder zogen erstmal mit aus.  Das Leben ging weiter und so traf ich im Sommer 2011 jemand aus Jugendtagen wieder.  Das Jahr 2012 war dann sehr ereignisreich, ich wurde geschieden, im gleichen Jahr heiratete ich meine jetzige Frau Martina. Mit dazu gehörte ihre Tochter Lena und ihre Mutter Oma Martha, die aus gesundheitlichen Gründen zu uns gezogen ist. In 2012 wurde Elias Dietmar und in 2015 Maria geboren. Also eine moderne Patchwork – Familie.

Zur Großen Freude für uns alle, ist im Sommer 2016 Louis wieder zu Hause eingezogen und im Sommer 2018 ist Johanna auch nach Hause gekommen. Sie wohnen wieder zu Hause, gehen in Bad Berleburg zur Schule etc. Unser Opa Karl-Ludwig hat sich riesig gefreut, es war sehr schön, dass er das noch miterleben durfte. Nach längerer Pflegebedürftigkeit ist er am 15.12.2021 zu Hause verstorben. Wir sind froh, dass wir ihn bis zu seinem Tode zu Hause pflegen konnten und ihm so seinen Wunsch erfüllen konnten, zu Hause im Kreise der Familie zu gehen. Ruhe in Frieden!

 

In der Limousinzucht haben wir gehörnte und natürliche hornlose Mutterkühe, setzen aber nur noch reinerbig hornlose Bullen ein.
So freuen wir uns sehr, dass seit Herbst 2015 alle neugeborenen Limousin-Kälber hornlos sind, ein Teil davon auch homozygot.

Zum Zwergzebu sind wir 2015 gekommen.
Im Juli 2015 haben wir die ersten Zwergzebus (3 Rinder) in Baden-Württemberg gekauft, in 2016 kamen 2 sehr hübsche Rinder (Svenja und Sunny) dazu.
Im Frühjahr erblickten 2 Bullenkälber Kleiner Donner und Donnerschlag das Licht der Welt, Sonja kam dann noch im Herbst zur Welt. Im Feb 2017 haben wir den Deckbullen Friedo dazu gekauft.
Sie sind unsere natürlichen Landschaftspfleger, bisher haben wir gestaunt, wie sie auch Sträucher sehr erfolgreich zurück knabbern.

Ein altes indianisches Sprichwort sagt:
„Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen.“ Das Sprichwort passt auch zu jedem Haus und Hof, es ist alles nur von unseren Kindern geliehen...

Lt. statistischem Bundesamt wurden in der Zeit von 2009 bis 2013 74ha pro Tag in Deutschland bebaut.
Dabei ist die Erde das einzige, was der Mensch nicht vermehren kann. Sehr bedenklich.

Wir hoffen, dass auch weitere Generationen den Hof nachhaltig weiter bewirtschaften wollen und auch die richtigen Bedingungen haben, es zu können. Wenn sie dann noch Spaß an dem haben, was sie da tun, dann ist alles gut.  
Es muss nicht der neueste oder stärkste Traktor sein, besser ist ein trockenes sauberes Bett und gutes Futter für die Tiere… Ein Blick in die Augen der Tiere sagt alles…

Ecusson, Dietmar, Elias, Martina, Johanna, Louis u. Lena. Maria fehlt, sie war zu dem Zeitpunkt 2 Monate alt.